Wir haben Lehrer auf unserer Schule gefragt warum sie Lehrer geworden sind. Die Interviews die wir geführt haben sind teilweise schriftlich und teilweise auf Ton. Falls ihr noch Interview Wünsche habt, schreibt uns gerne in die Kommentare.
Warum sind Sie Lehrer*in geworden?
Herr Ostendorf:
Warum ich Lehrer geworden bin? Als ich in der Oberstufe selber Schüler war, habe ich mir Gedanken gemacht, was mir eventuell liegen könnte. Und im Verlauf der Oberstufe habe ich darüber nachgedacht, soziale Arbeit, Sozialarbeit oder Sozialpädagogik zu studieren.
Und dann hatte ich zwei Begegnungen, die mich diesbezüglich geprägt haben. Die könnten jetzt auch einen gewissen Signalcharakter für euch Schüler haben, wenn ihr das lest. Damals bin ich zur Berufsberatung gegangen, früher hieß das noch Arbeitsamt, heute würde man Bundesagentur für Arbeit sagen. Und da war eine Frau Doktor, die dort Berufsberatung gemacht hat und die mich natürlich nach meinen Noten gefragt hat und was ich mir so vorstelle. Dann habe ich ihr gesagt, Sozialarbeit, Sozialpädagogik. Dann sagte sie: „Oh, haben Sie sich das auch gut überlegt, wenn Sie da auf die Straße gehen als Streetworker und mit irgendwelchen Drogenabhängigen zu arbeiten?“ Und damals habe ich natürlich gesagt, „ja klar habe ich mir das gut überlegt, kann ich mir gut vorstellen.“ Und als sie sich dann ein bisschen meine Notendurchschnittswerte anschaute und meinte: „Das ist ja doch schon ganz gut, überlegen Sie sich doch nochmal, ob da eventuell noch mehr möglich wäre.“
Naja, und das zweite war tatsächlich, dass ich auf einem Elternsprechtag mit meinem damaligen Sowi-Lehrer gesprochen habe, und ihm erklärt habe, dass ich eigentlich fachlich in seine Richtung tendiere, aber dann doch eher einen praktischen Beruf ergreifen würde. Er meinte daraufhin klipp und klar, du musst was Theoretisches studieren. Da war ich natürlich schwer beeindruckt bei einer solch klaren Aussage, und dann habe ich das eine und das andere im Kopf kombiniert. Ich wollte einen sozialen Beruf machen, aber auf der anderen Seite auch etwas theoretisch Unterfüttertes: Lehrberuf. Und dann ging es natürlich darum, welche Fächer, und da habe ich einfach zwei meiner Abiturfächer genommen, die mir mit am besten gelegen haben. Und wenn ihr das hier lest, werdet ihr wahrscheinlich wissen, dass ich dann Deutsch und Sozialwissenschaften gewählt habe.
Nette Begegnung noch am Ende. Eines meiner weiteren Abiturfächer war Biologie. Als ich dann irgendwann mein Lehramtsstudium begonnen hatte und dann irgendwann auf einem Schülertreffen war, und meine alte Bio-Lehrerin getroffen hatte, hatte sie sich natürlich erkundigt, was ich denn so machen würde. Und dann habe ich gesagt, dass ich Lehramt studiere und sie fragte natürlich nach den Fächern. Deutsch und Sozialwissenschaften. Dann sagte die nur ganz knapp und kurz, Bio hättest du auch gekonnt. Gut, wollte ich aber nicht. Und ich bin noch im Nachhinein froh, dass ich es nicht gemacht habe. So bin ich also Lehrer geworden. Und der Rest war dann halt Studium, Referendariat, Berufserfahrung und jetzt bin ich hier
Herr Logmin:
Ich bin immer gerne zur Schule gegangen. Ein Faktor, der dafür sorgt, dass man natürlich einen positiven Bezug zur Institution Schule hat. Ich war ein sehr wissbegieriger Schüler. Ich war damals auch relativ gut als Schüler. Zudem hatte eigentlich auch nie wirklich negative Erlebnisse, wenn es z.B. auch um Leistungen ging. Das ist wahrscheinlich auch ein weiterer Faktor. Ich finde, dass die Arbeit gerade mit jungen Menschen super interessant ist, weil ich glaube, dass sie einen auch selber so ein bisschen davor schützt, alt zu werden.
Der Lehrerberuf ist auch im Vergleich interaktiver als so ein klassischer Bürojob, wo man 9 to 5 einfach nur die ganze Zeit vor dem PC sitzt. Hier (an der Schule) hat man wesentlich mehr Möglichkeiten, mit Leuten in Interaktion zu treten.
Was ich am Lehrerberuf auch mag, sind Themen, die Schüler packen, wo man selber aber auch ein großes Interesse dran hat. Manchmal erlebt man, dass man als Gesamtheit mehr oder weniger in so einen Flowzustand kommt, sodass dann alle irgendwie proaktiv daran teilnehmen, ein Thema zu erarbeiten und auch neue Blickwinkel, die auf das Thema aufgeworfen werden, auch von Schülerseite. Ich nehme auch einfach gerne Teil an den Erfolgserlebnissen der SchülerInnen. Um nochmal zum 9 to 5-Job zurückzukommen.
Wenn man dann überlegt, dass man mehr arbeitet in seinem zukünftigen Leben, als man selber alt ist. Genau das ist momentan die Schnittstelle zwischen meinem Leben, das ich bis jetzt auf der Erde verbracht habe, und dem Arbeitsleben, das noch vor mir steht. Es ist einfach auch super wichtig, unabhängig davon, wie sicher ein Job ist oder wie viel Geld man mit einem Job verdienen kann, dass man auch einen Job hat, der einem Spaß macht und der einen intrinsisch motiviert. Und das ist bei mir, beim Lehrerberuf, einfach der Fall, weil man auf lange Sicht ansonsten Gefahr läuft, seinen Job wirklich ungern zu machen. Und ich glaube, dass das einen auch verdammt unglücklich macht, wenn man einen Job hat, den man sehr ungern macht. Wenn man überlegt, wie viel Zeit man eigentlich pro Tag, pro Woche, pro Monat, pro Jahr dann auch in die Arbeit investiert